So erkennst du ein Unfallauto – Die wichtigsten Tipps für Gebrauchtwagenkäufer
Ein gepflegter Lack, glänzende Felgen und ein frischer Innenraum – auf den ersten Blick sehen viele Gebrauchtwagen top aus. Doch nicht selten steckt hinter der schönen Fassade ein Unfallwagen, der aufwendig instand gesetzt wurde. Das muss nicht immer ein Ausschlusskriterium sein – aber Unfallfahrzeuge sollten ehrlich deklariert werden. Leider passiert das nicht immer.
Damit du beim Kauf nicht auf versteckte Schäden hereinfällst, zeigen wir dir in diesem Artikel die häufigsten Merkmale eines Unfallwagens, worauf du beim Prüfen achten solltest – und geben dir eine praktische Checkliste für deinen nächsten Fahrzeugbesichtigungstermin an die Hand.
Warum ist es so wichtig, ein Unfallauto zu erkennen?
Unfallfahrzeuge können strukturelle Schäden haben, die auch nach der Reparatur langfristige Probleme verursachen:
- eingeschränkte Sicherheit bei einem neuen Crash- höherer Wertverlust- Folgeschäden durch unsachgemäße Reparaturen
Typische Anzeichen für ein Unfallfahrzeug
Hier erfährst du, wo und wie du einen versteckten Unfall erkennen kannst – auch ohne Profi-Werkzeug.
1. Farbunterschiede im Lack
Achte auf leichte Unterschiede im Farbton zwischen verschiedenen Karosserieteilen – etwa Motorhaube, Türen und Kotflügel. Tipp: Schau dir das Auto bei Tageslicht an. Kunstlicht (z. B. in einer Tiefgarage) kann Farbunterschiede kaschieren.
2. Lackdicke messen - optional mit Lackdichtemessgerät
Professionelle Käufer nutzen ein Lackschichtdickenmessgerät, um nachlackierte Stellen aufzuspüren. Faustregel:
- Original-Lack: meist 80–150 µm
- Nachlackiert: oft 200–500 µm oder mehr
Kein Gerät? Dann hilft auch genaues Hinschauen:
- Unregelmäßiger Glanz?
- Staubeinschlüsse oder matte Stellen? Das kann auf Nachlackierungen hindeuten.
3. Spaltmaße vergleichen
Vergleiche die Abstände zwischen Tür und Kotflügel, Motorhaube und Scheinwerfern, Kofferraumdeckel und Rücklichtern.
Unregelmäßige oder asymmetrische Spaltmaße? Das kann ein Hinweis auf Karosseriearbeiten sein die möglicherweise nach einem Unfall durchgeführt wurden.
4. Produktionsdaten an Sicherheitsgurten prüfen
Ziehe vorsichtig an den Sicherheitsgurten (z. B. auf der Rückbank) – dort findest du oft ein kleines Etikett mit dem Herstellungsdatum des Gurtes. Stimmen die Gurt-Daten nicht mit dem Baujahr des Autos überein? Möglicher Austausch nach Unfall.
5. Fensterscheiben prüfen
Prüfe bei den Seitenscheiben das Produktionsjahr, dieses findest du an den Ecken. Stimmen diese nicht mit dem Baujahr des Gebrauchtwagens überein, kann das ein Hinweis auf einen möglichen Unfallschaden sein.
Bei der Windschutzscheibe ist dies nicht der Fall, da diese häufiger ausgetauscht werden, zum Beispiel bei Steinschlägen.
6. Schrauben und Dichtungen inspizieren
Schau in den Motorraum oder unter die Kofferraumverkleidung.
- Sind Schrauben lackiert? Originalzustand
- Sind Lackreste abplatzt oder sehen Schraubenköpfe „angefasst“ aus? Wahrscheinlich wurde dort etwas demontiert.
- Fehlen Dichtungen oder sind sie unregelmäßig verlegt? Auch das ist ein Hinweis auf Reparaturarbeiten.
7. Roststellen oder schlechte Schweißnähte
Ein Hinweis auf unsachgemäße Instandsetzung:
- Sichtbarer Rost unter dem Lack
- Ungleichmäßige oder grobe Schweißnähte im Motorraum oder Radkastenbereich
Häufige Missverständnisse
„Ein nachlackiertes Auto ist immer ein Unfallwagen.“ Nicht unbedingt – manchmal wird nur aus kosmetischen Gründen lackiert. (z.B. kleine Kratzer, Steinschläge)
„Ein reparierter Unfallwagen ist kein Problem.“ Nur, wenn der Schaden fachgerecht und transparent dokumentiert wurde.
„Der Verkäufer muss einen Unfall angeben.“ Nur bei wesentlichen Unfallschäden – kleine Parkschäden müssen nicht zwingend erwähnt werden.
Checkliste: So erkennst du ein Unfallauto bei der Besichtigung
- Lack: Farbe & Glanz prüfen – achte auf Unterschiede und matte Stellen
- Karosserie: Spaltmaße vergleichen – ungleichmäßige Abstände sind verdächtig
- Scheiben: Hersteller & Produktionsjahr checken – unterschiedliche Codes deuten auf Austausch
- Gurte: Produktionsdatum prüfen – wenn es vom Baujahr abweicht, wurden sie vielleicht ersetzt
- Schrauben/Dichtungen: Unversehrtheit anschauen – abgeplatzter Lack oder offene Dichtungen sind ein Hinweis
- Motorraum/Kofferraum: Schweißnähte und Rost untersuchen – grobe Reparaturspuren deuten auf Unfallschäden
- Historie: Serviceheft und Rechnungen durchsehen – gibt es Nachweise für Reparaturen?
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Viele Schäden lassen sich mit einem geschulten Blick erkennen. Und selbst als Laie kannst du mit den oben genannten Punkten auffällige Hinweise auf einen Unfall schnell erkennen und gezielt beim Verkäufer des Gebrauchtwagen nachfragen. Bedenke immer, dass nicht jede Abweichung auf einen Unfallschaden hinweisen muss.
Unser Tipp: Nutze unsere Checkliste beim nächsten Fahrzeugbesichtigungstermin oder bring im Zweifel eine fachkundige Person mit.